Wimpi und Bakti
Liebe Kinder!
Wisst ihr, was eine Kläranlage ist?
Richtig, in einer Kläranlage wird das schmutzige Wasser, das zum Beispiel aus Kanälen oder Senkgruben kommt, gereinigt. Wenn ihr etwas den Abfluss hinunter spült, gelangt das Wasser und alles, was sich darin befindet, in den Kanal.
Hast du schon einmal einen Kanaldeckel in deiner Straße entdeckt? Er sieht aus wie ein Gitter oder ein großer Betondeckel mit kleinen Löchern. Wenn ihr aufmerksam seid, könnt ihr das Wasser rauschen hören.
Tief unter der Erde rinnt das Abwasser, in das sich manchmal auch Regenwasser und Sand bzw. kleine Steinchen mischen, zu der Kläranlage.
Kanalrohre könnt ihr meistens nur sehen, wenn die Straße aufgegraben wird. Aber schaut einmal genau, wenn ein Haus neu gebaut wird. Vielleicht entdeckt ihr die Anschlussstellen.
Manchmal sind unter der Erde auch Pumpen nötig, um das Schmutzwasser weiter zu transportieren. Schaut euch das Bild genau an!
Das große Gerät mit den langen Metallzähnen ist der gefräßige „Rechen“. In ihm sammeln sich alle Dinge, die in den Kanal gelangt sind und größer als 0,3-2 cm sind.
Seht ihr Bakti? Ihr stinken die Sachen im Rechen! Was sie hier alles sieht:
Salatblätter, Orangenschalen und vieles, was sie gar nicht genau erkennen kann in der braunen Suppe. Deshalb unsere Bitte: werft nichts in den Abfluss, denn das Klo ist kein Mistkübel!
Sagt es auch bitte allen, die ihr kennt, weiter: Windeln, Speisereste aus der Küche, aber vor allem Lacke, Medikamente und Öl gehören nicht in die Kläranlage!
Manchmal werfen Leute sogar Strumpfhosen in das Klo. In der Kläranlage kommt der ganze Müll wieder zum Vorschein. Hat sich eine Strumpfhose verfangen, muss sie mühevoll entfernt werden. Sie kann bis zu 10 Meter lang werden! Das ist keine angenehme Arbeit für den Mann, der auf der Kläranlage arbeitet!
Also merke dir: Keine Abfälle ins WC!
Das Wasser ist nun von den groben Schmutzteilen befreit. Doch wie ihr selbst seht, ist es immer noch braun und schmutzig. Der Rechen war also noch nicht genug.
Das Wasser rinnt nun ganz, ganz langsam durch ein schmales Becken. Es heißt der „Sandfang“. Wie der Name schon sagt, wird der Sand „gefangen“, das heißt, die schweren Teilchen sinken zu Boden.
Wie Steinchen in die Kläranlage kommen? Ganz einfach! Manchmal werden im Winter, wenn es draußen kalt und glatt ist, Steinchen auf die Straße gestreut, damit man nicht so leicht ausrutscht. Wenn der Schnee dann schmilzt oder es regnet, treiben die kleinen Steinchen mit dem Wasser durch den Kanaldeckel bis zur Kläranlage.
Die grauen Kugeln, die ihr an der Wasseroberfläche sehen könnt, sind Fett, das nun obenauf schwimmt. Öl und Fett ist nämlich leichter als Wasser. Hier lässt es sich abschöpfen.
Das nächste Becken nennen wir „Vorklärbecken“. Kleine Schmutzteilchen haben Zeit, zu Boden zu sinken. Auf dem Grund des Beckens bildet sich eine Schlammschicht, die abgepumpt wird. Damit ist die erste Stufe der Reinigung in einer Kläranlage abgeschlossen.
Noch immer befinden sich viele Stoffe im Wasser, die für Menschen und Tiere gefährlich sein können. Diese müssen nun auch entfernt werden!
Auf diesem Bild seht ihr die „Stars“ einer Kläranlage. Wir beide, Wimpi und Bakti, gehören zu solch wundervollen Geschöpfen. Allerdings sind wir so winzig klein, dass man uns mit freiem Auge nicht erkennen kann. Dazu braucht man ein Mikroskop.
Ich, Wimpi, bin eines von vielen Wimperntieren. Uns winzige Lebewesen nennt man „Mikroorganismen“. Wir sind ganz scharf auf Schmutz, denn davon leben wir. Wir fressen, was gerade so daherschwimmt und werden davon dick und rund.
Auch wir Winzlinge brauchen Sauerstoff zum Überleben. Darum wird in das Becken, in dem wir vorkommen, Luft geblasen. Deshalb blubbert es in dem Belebungsbecken auch immerzu.
Oft aber machen uns Chemikalien das Leben schwer. Auch niedrige Temperaturen mögen wir gar nicht, dann arbeiten wir viel langsamer. Das Wasser, das wir gereinigt haben, sieht nun schon sehr sauber aus!
Da es uns in der Kläranlage gut geht, kriegen wir ständig Babys. Im nächsten Becken, dem Nachklärbecken, sinken wir zu Boden. Wir bilden dort eine dicke Schicht Schlamm. Diese wird mit einer Pumpe abgesaugt. Der größte Teil von uns wird zurück in das Belebungsbecken gepumpt und darf dort weiterfressen.
Der Rest – Überschussschlamm genannt – kommt in einen Schlammspeicher oder einen Faulturm.
Während der Schlamm im Schlammspeicher schon fertig ist (man nennt das „stabilisiert“), muss der im Faulturm noch „faulen“. Das riecht nicht besonders gut. Aber nach ein paar Tagen hat sich auch dieser Schlamm in etwas verwandelt, das so aussieht und so riecht wie Erde. Nun überlegt genau: was könnte man mit dieser Erde machen?
Dieser „Klärschlamm“ wäre eigentlich ein super Blumendünger, hervorragend geeignet, um hungrigen Mais, Getreide, Zuckerrüben oder andere Pflanzen zu ernähren - wenn nicht – ja wenn nicht immer wieder Menschen Dinge ins Klo leeren würden, die nicht hineingehören. Dazu zählen Farben, Lacke und Medikamente.
Deshalb landet der Klärschlamm oft nicht auf den Feldern der Bauern, sondern muss behandelt und deponiert werden. Hier zählen wir auf eure Hilfe! Passt bitte auf, dass nichts in den Kanal geworfen wird, was nicht hineingehört!
Im Nachklärbecken erhält unser Abwasser nun den „letzten Schliff“. Die Mikroorganismen, die sich jetzt noch im Wasser befunden haben, sinken hier zu Boden und werden zurück ins Belebungsbecken, oder als Überschussschlamm in den Schlammspeicher bzw. Faulturm gepumpt.
Das gereinigte Wasser fließt nun in einen Bach, Fluss oder See. Jetzt wisst ihr, warum eine Kläranlage so gut funktionieren muss! Alle Fische und Wassertiere würden krank werden, würde schmutziges Wasser in unsere Flüsse gelangen. Und schließlich würden auch wir Menschen unter schmutzigem Wasser sehr leiden!
Deshalb helft alle mit, dass unsere Kläranlagen gut funktionieren können!
Mit freundlicher Genehmigung:
Herausgeber: Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband
Marc-Aurel-Straße 5
1010 Wien
www.oewav.at
Text: ÖWAV
Illustration:Reinhard Habeck
Die vollständige Informationsbroschüre (ÖWAV-Arbeitsbehelf Nr. 29) ist über den ÖWAV zu beziehen.