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50 Jahre RHV Hallstättersee - Welterbe Umwelttag 2024

Der Welterbe-Umwelttag wird heuer am Samstag, den 8. Juni 2024 beim Biomasseheizwerk in Stambach und auf der Kläranlage in Anzenau und abgehalten.

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Kläranlage

Daten
Vorfluter   Traun
Ausbaugröße   33 000 EW BSB5
Belastung Tagesmittel 2023   17.700 EW BSB5
Zulaufmenge Tagesmittel 2023   5.136 m³/d
Zulaufmenge gesamt 2023   1.874.607 m³
Zulauftemperatur Tagesmittel 2023   12,5 °C
     
Einzugsgebiet Gesamtfläche ca. 373,81 km²
  besiedelte Fläche ca. 58 km²
  Höhenbereich 485 - 2000 m ü.A.
  Gemeinden Bad Goisern, Hallstatt, Obertraun, Gosau
     
Art der Reinigung   3-stufige Kläranlage mit Schlammfaulung

 

Zulauf, Trennbauwerk, Regenüberlaufbecken, Bodenfilter
Trennbauwerk

Zulauf / Trennbauwerk

Der Hauptsammler des Verbandsgebietes mündet in das sogenannte Trennbauwerk. Derzeit kann die ARA (Abwasserreinigungsanlage) bis zu 180 l/s Schmutzwasser verarbeiten. Ab hier wird das Abwasser einer 3-stufigen Reinigung (mechanisch, biologisch, chemisch) unterzogen.

 

Zulaufgrenzwerte  
Einwohnerwerte 33.000 EW60
BSB5 1.980 kg/d
CSB 3.960 kg/d
Trockenwetter max. 6.750 m³/d bzw. 385 m³/h
Regenwetter max. 180 l/s bzw. 648 m³/h
Bemessungswassermenge 9.072 m³/d

 

Regenüberlaufbecken - Spülkippe

Regenüberlaufbecken, Bodenfilter

Bei Zulaufmengen von mehr als 180 l/s Abwasser wird die Mehrmenge über die Rechen in das Regenüberlaufbecken geleitet und zwischengespeichert.

Durch die Beruhigung des Abwasserstroms trennt sich das Abwasser von leichten bzw. schweren Stoffen und wird zusätzlich gereinigt.

Mit dem Wasserschwall einer Spülkippe wird der Schlamm am Beckenboden in die beiden Pumpentrichter befördert.

Abhängig von der Zulaufmenge wird das mechanisch gereinigte Abwasser in den Zulauf zurückgepumpt oder über den bepflanzten Bodenfilterkörper (biologische Reinigung ähnlich einer Pflanzenkläranlage) in die Traun abgeleitet.

 

Volumen Regenbecken 400 m³
Volumen Spülkippe 3,8 m³
Beckentiefe 3,7 m
Oberfläche Bodenfilter 500 m²

 

Mechanische Reinigung

Rechenhaus

In diesem Gebäude wird die mechanische Reinigung gewährleistet. Grob- und Störstoffe werden automatisch mit den beiden Umlaufrechen aus dem Abwasser entfernt, mit Intervallwaschverdichtern behandelt und in Müllcontainer überführt. Diese Reststoffe werden einem Entsorger übergeben und verbrannt.

Senkgrubeninhalte werden über einen eigenen Anschluss direkt vor den beiden Rechen in den Zulauf eingeleitet.

Vom Kläranlagenzulauf werden automatisch mengen-proportionale Proben gezogen und arbeitstäglich im Betriebslabor analysiert.

Ergänzend befinden sich in diesem Gebäude die Anlagen für die Übernahme und Speicherung von gewerblichen Fettabscheiderinhalten.

 

Spaltweite Rechen
3 mm

 

Sand- und Fettfang

Sand- und Fettfang

In diesem Becken werden durch Belüftung und verbaute Leitbleche kontrolliert Verwirbelungen erzeugt, wodurch Sand und Fett vom Abwasser getrennt werden. Der Sand sinkt zu Boden und das Fett sammelt sich in einem Fettfang.

Der anfallende Sand wird in einem Sandwäscher gereinigt und entsprechend entsorgt.

Das energiereiche Fett wird in einen beheizten Fettspeicher gepumpt und homogenisiert. Durch dosierte Einbringung in die Schlammbehandlung wird die Biogasproduktion gesteigert.

 

Volumen Sandfang 53 m³
Volumen Fettfang 22 m³
Beckentiefe 2,3 m

 

Pumpwerk

Pumpwerk

Für die weitere Abwasserbehandlung muss das Abwasser um etwa fünf Meter auf den Wasserspiegel der nachfolgenden Becken angehoben werden.

Bei Zulaufmengen bis zu 100 l/s wird das gesamte Abwasser in der Triple-A®-Stufe behandelt. Bei höheren Zulaufmengen bzw. höheren Verdünnungsraten wird ein Teil des Rohabwassers direkt in die Belebungsbecken eingeleitet.

Im Gebäude sind die beiden Gebläse für den Betrieb des Triple-A®-Beckens installiert.

Neben dem Pumpwerk befindet sich ein Biofilter für die Abluftreinigung.

 

1 x Tauchpumpe
120 l/s
2 x Tauchpumpe
90 l/s

 

Biologische Reinigung

Triple-A / InDENSE

Triple-A®-Verfahren

(Alternierende Aktivierte Adsorption)

Die aktivierte Vorreinigung des Abwassers auf Basis von Biosorption und Bioflockulation ermöglicht höhere Wirkungsgrade beim Abbau von CSB / N / P als in klassischen Vorklärbecken.

 

inDENSE®-Verfahren

(Prozessintensivierung durch verdichtete Biomasse)

Mit Hilfe der physikalischen Trennung des Überschuss-schlammes durch Hydrozyklone verbessern sich die Schlammeigenschaften.

 

Volumen Reaktoren 2 x 348 m³
Volumen Eindicker 2 x 66 m³
Beckentiefe 4,1 m

 

Belebungsbecken

Belebungsbecken

Die Belebung ist DAS Herzstück der Abwasserreinigung.
In den Belebungsbecken wird das Abwasser mit Hilfe von Bakterien und Kleinstlebewesen gereinigt.
Zur Unterstützung der Phosphorfällung können an mehreren Punkten der Wasserlinie (Hebewerk, BB, NKB) Chemikalien zugesetzt werden.
Am Beginn der biologischen Reinigungsstufe kommt das Triple-A®-Verfahren (Alternierende Aktivierte Adsorption) zur Anwendung.
Die aktivierte Vorreinigung des Abwassers auf Basis von Biosorption und Bioflockulation ermöglicht höhere Wirkungsgrade beim Abbau von CSB/N/P als in klassischen Vorklärbecken. Durch die Anwendung dieser revolutionären ersten biologischen Stufe konnte die ARA von 22.000
EW auf 33.000 EW ohne Errichtung zusätzlicher Beckenvolumina erweitert werden.


In den Belebungsbecken werden durch den wechselweisen Betrieb mit und ohne Belüftung  bestmögliche Verhältnisse zur biologischen Abwasserreinigung geschaffen.
Ein Turbokompressor sorgt für die notwendige Luftzufuhr der Membranrohrbelüfter auf dem Beckenboden.


Zum Rühren werden hocheffiziente Rührwerke mit Hyperboloid-Rührtechnologie verwendet.
Eine Vielzahl an Mess- und Regeleinrichtungen sowie das Prozessleitsystem stellen ideale Bedingungen für für die biologische Abwasserreinigung sicher.

 

Volumen BB 1
1.030 m³
Volumen BB 2
1.410 m³
Beckentiefe 3,2 m
Anzahl Belüfter
550 Stk.

 

Nachklärbecken

Nachklärbecken

Nach dem biologischen Abbauprozess im Belebungsbecken wird im Nachklärbecken der Belebtschlamm vom gereinigten Wasser getrennt.

Da der Klärschlamm schwerer als Wasser ist, setzt sich dieser an den Beckensohlen ab. Von dort wird er mit einem ständig umlaufenden Bandräumer in die Trichterspitzen geschoben und durch Tauchpumpen zum einen Teil ins Belebungsbecken, zum anderen Teil über eine maschinelle Entwässerung der Schlammlinie zugeführt.

Eventuell aufschwimmender Schwimm- oder Blähschlamm wird von den Bandräumern in eine Skimrinne geschoben und zur Schlammbehandlung gepumpt.

 

Volumen NKB 1
1.200 m³
Volumen NKB 2
1.200 m³
Beckentiefe 3,6 - 5,9 m

 

Traun unterhalb der Ausleitung

Ablauf

Die Ablaufmenge wird über zwei V-Wehren zur gleichmäßigen Beschickung der Becken gesteuert.

Vom Kläranlagenablauf werden automatisch Proben gezogen und arbeitstäglich im Betriebslabor analysiert.

Um dem Wasser mehr Sauerstoff zuzuführen, fällt dieses am Ende der Behandlung in einen Absturzschacht.

Das nun wieder saubere Wasser wird etwa 200 m nördlich der Kläranlage in die Traun eingeleitet.

 

BSB5 20 mg/l

Abbau mind. 95 %

CSB 75 mg/l Abbau mind. 85 %
TOC 25 mg/l bei Fremdüberwachung
Pges. 0,5 mg/l im Jahresmittel
NH4-N 5 mg/l T > 8°C
Nges. Abbau mind. 70% T > 12°C

 

Schlammbehandlung
Faulturm innen

Faultürme und Gasspeicher

Bei der hier angewandten Bauweise handelt es sich um einen sogenannten Kompaktfaulbehälter. Das obere Drittel des Gebäudes für den Faulturm 1 ist hierbei als druckloser Gasspeicher ausgeführt.

Die Schlämme aus der Triple-A®-Stufe und der Überschussschlamm werden vorverdickt und über Wärmetauscher in den ersten Faulturm gepumpt. Mikroorganismen erzeugen bei Temperaturen rund um 40 °C brennbares Biogas (ca. 63% Methan) welches vor Ort für die Strom- und Wärmeerzeugung verwendet wird. Im zweiten Faulturm erfolgt die Nachfaulung und weitere Reduktion der Schlammmenge. Anfallendes Biogas wird ebenfalls der Gasverwertung zugeführt.

 

Volumen Faulturm 1
900 m³
Volumen Faulturm 2
770 m³
Volumen Gasspeicher
300 m³

 

Kammerfilterpresse

Schlammentwässerung

Der ausgefaulte Schlamm wird nach Zusatz von Flockungshilfsmitteln in einer Kammerfilterpresse abgepresst und in eine Absetzmulde befördert.

Der gepresste Klärschlamm wird regelmäßig vom Amt der oö. Landesregierung überprüft und ist grundsätzlich für die Ausbringung auf Ackerböden geeignet.

Aufgrund der Transportkosten zu verfügbaren Ackerflächen und der sich aktuell in Überarbeitung befindlichen Gesetzeslage (Ausbringungsverbot Landwirtschaft), wird der Klärschlamm der ARA Bad Goisern von einem Entsorgungsunternehmen übernommen und thermisch verwertet.

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Trockensubstanz 26 %
Ø Menge Pressschlamm 750 to / Jahr
Entsorgungskosten (2024) 102 € / to

 

Energieerzeugung
Mikrogasturbinen

Mikrogasturbinen

Das im Gasspeicher zwischengespeicherte Biogas wird je nach Bedarf mittels zweier Mikrogasturbinen in elektrische Energie und Wärme umgewandelt.

Der produzierte Strom dient der Eigenenergieabdeckung und die erzeugte Wärme wird für das interne Heizsystem zur Beheizung der Faultürme und Betriebsgebäude herangezogen.

Für den RHV stellen sich die Vorteile der Mikrogasturbinen in niedrigen Betriebskosten, leisem Betriebsgeräusch und sehr tiefen Emissionswerten (1/10 eines herkömmlichen Gasmotors) dar.

Der RHV Hallstättersee war einer der ersten europäischen Anwender dieser Technologie und konnte bisher mehrere hundert Fachbesucher aus Europa und Ostasien begrüßen.

 

Drehzahl Turbinen max. 96.000 U / min
Leistung MGT 1 30 kWel.
Leistung MGT 2

65 kWel.

Ø Jahresertrag

275.000 kWh / Jahr

 

Photovoltaik

Die Liegenschaft der Kläranlage ist aufgrund der vielen Sonnenstunden prädestiniert für die Erzeugung von elektrischem Strom aus Sonnenlicht. Bereits im Juni 2005 wurde die erste Photovoltaikanlage des RHV auf dem Dach des Betriebsgebäudes in Betrieb genommen.

Schon 2007 folgte eine weitere PV-Anlage, ein zweiachsig nachgeführter Mover. Es wurden laufend weitere Anlagen auf den Dächern der Gebäude errichtet, sodass aktuell eine Gesamtleistung von 151,1 kWp zur Verfügung steht.

 

Betriebsgebäude 17,6 kWp
Mover 11,6 kWp
Rechenhaus 18,2 kWp
Maschinengebäude Ost 28,3 kWp
Maschinengebäude West 9,8 kWp
Trübwasserbehandlung 6,6 kWp
Lagerhalle Ost 29,5 kWp
Lagerhalle West 29,5 kWp
Ø Jahresertrag 150.000 kWh / Jahr

 

Akkuspeicher

Akkuspeicher

Die ARA Bad Goisern wurde vom Land OÖ als Pilotanlage für die klimafreundliche und krisensichere Abwasserentsorgung ausgewählt.

Ein Kernelement für einen sicheren Betrieb der Anlagen bei Strommangellagen, oder im schlimmsten Fall dem Blackout, stellt die Bereitstellung von elektrischer Energie dar.

Je nach Gefährdungslage sind vier Stromnotfallstufen (Normal-, Insel-, Not- und Katastrophenbetrieb) definiert um die Mindestverfügbarkeit von kritischen Anlagenteilen sicherzustellen.

Der leistungsfähige Akkuspeicher garantiert in Kombination mit Gasspeicher, Mikrogasturbinen und PV-Anlagen die Aufrechterhaltung der Abwasserreinigung.

Im Normalbetrieb wird mit dem Akkuspeicher untertags überschüssige PV-Energie für den Nachtbetrieb gepuffert und so der Stromzukauf reduziert.

 

Speicherkapazität 450 kWh
Dauerleistung 120 kW

 

PV Kanalisationsanlagen

PV-Kraftwerk Kanalisationsanlagen

Die vier Mitgliedsgemeinden des RHV Hallstättersee (Bad Goisern, Hallstatt, Obertraun und Gosau) errichteten gemeinsam zum 50. Geburtstag des Verbandes im Jahr 2024 das PV-Kraftwerk Kanalisationsanlagen.

Das System auf Basis einer Agro-PV-Anlage überspannt die beiden Nachklärbecken und die angrenzende Fahrbahn mit einer lichten Höhe von 5,3 m. Durch diese Bauweise können sowohl der reguläre Betrieb als auch allfällige Wartungs- und Reparaturarbeiten ohne nennenswerte Einschränkungen durchgeführt werden.

Diese Photovoltaikanlage deckt bilanziell den Strombedarf der 57 Pumpwerke und Kanalisationsanlagen der gesamten Welterberegion.

 

Leistung
170 kWp
Ø Jahresertrag 185.000 kWh / Jahr